1. Welcome Dinner Düsseldorf Abendbrot im Café A.nni

Am 3. März fand zum ersten Mal das Welcome Dinner Düsseldorf Special „ABENDBROT“ im Café A.nni statt. Wie der Name schon sagt, lädt jeder Gastgeber einen Flüchtling oder Zugewanderten auf ein typisch deutsches Abendbrot ein – mit Käse, Stullen und allem, was dazu gehört. Das Team von THE DORF war ebenfalls dabei, neugierig und gespannt auf den Abend. Was, wenn man sich gar nicht versteht? Sowohl was die Sprache, als auch die Sympathien angeht?

Vor knapp sieben Monaten fand das erste Welcome Dinner in Düsseldorf statt. Das Konzept gibt es bereits schon länger in anderen Städten. Die Idee dahinter ist schnell beschrieben: Engagierte Düsseldorfer laden Flüchtlinge und Zugewanderte zum Abendessen in die eigenen vier Wände ein. Das Welcome Dinner soll dabei helfen, beidseitige Berührungsängste abzubauen und einander besser kennen zu lernen. Klappt das? Einfach fremde Menschen in seine Wohnung einzuladen? Wie im normalen Leben gab es in den ersten sieben Monaten Absagen, Antipathie oder Missverständnisse. Doch die meisten der bisher über 100 vermittelten Dinner verliefen positiv, Menschen aus 27 Nationen im Alter von 15 Monaten bis 69 Jahren trafen sich zu einem gemeinsamen Essen und verbrachten eine gute Zeit miteinander.

Zum ABENDBROT-Special im Café A.nni sind die insgesamt knapp 40 Gäste pünktlich wie die Maurer um 19 Uhr vor Ort und beschnuppern sich. Darunter Deutsche, Syrer, Russen und andere Nationalitäten. Gespeist wird an einer langen Tafel. An unserem Tisch treffen wir auf unsere „Gäste“, Ali, Yaser und Rami, drei junge Syrer. Am Nachbartisch auf Lena, eine bildhübsche Syrerin. Wie die anderen kommt auch sie aus Aleppo.

If you are more fortunate than others, it is better to build a longer table than a taller fence.

Die anfänglichen „Kommunikations-Bedenken“ lösen sich innerhalb weniger Minuten in Wohlgefallen auf. Alle drei Jungs am Tisch sind schon einige Monate in Deutschland und sprechen gutes Deutsch. Das Deutsch bei Lena hapert noch ein wenig, aber dafür spricht sie fließend Englisch. Yaser ist sehr freundlich und höflich, fast ein wenig schüchtern. Sunnyboy Ali dagegen hat Alleinunterhalter-Qualitäten – und versorgt den Tisch äußerst unterhaltsam mit Schwank aus seinem Leben.

Unsere Gesprächsthemen? Natürlich sind wir neugierig auf die Geschichten der Flucht. Ali kam mit dem Boot. Yaser mit dem Flugzeug. Teilweise leben ihre Familienmitglieder noch in Aleppo, in völlig zerstörten Häusern. Wir sprechen über das Leben hier. Im Mittelpunkt steht der Deutschkurs. Das ist das Wichtigste: Deutsch zu lernen, damit man arbeiten kann. Oder eine Ausbildung absolviert. Ali war gut bezahlter Buchhalter in Syrien. Da sich das deutsche Steuerrecht komplett vom syrischen unterscheidet, muss er bei Null anfangen.

Wir sprechen über Abendbrot, über deutsches Essen und syrisches Essen. Unseren Lieblings-Libanesen Sannin in Düsseldorf, dessen Küche viele Ähnlichkeiten zur syrischen Küche aufweist. Mit Lena quatsche ich über Belangloses wie Friseurbesuche oder Beauty-Studios. Etwas, was in Syrien das normalste der Welt war, aber hier für sie einfach nicht mehr bezahlbar ist. Eben normaler Mädchen-Talk. Und bei der abschließenden Selfie-Session ist kein Halten mehr angesagt. Gegen 23 Uhr trennen sich die Wege – mit einem breiten Grinsen auf allen Gesichtern. Ob man sich nochmal sieht? Bestimmt. Immerhin bei Facebook ist die Freundschaft schon besiegelt.

Hinter dem Welcome Dinner Düsseldorf stecken die sieben DüsseldorferInnen Jenny, Christian, Sonja, Caroline, Nadja, Tina und Kati, die sich neben ihren normalen Jobs und Verpflichtungen ehrenamtlich um die Vermittlung der Treffen kümmern. Mit großem Erfolg: Über Sprachschulen, in Flüchtlingsheimen als auch über andere ehrenamtliche Aktionen wird potenziellen Teilnehmern der Deutsch- bzw. Integrationskurse die Initiative vorgestellt. Auf Seiten der Gastgeber herrscht ebenfalls ein reger Zulauf – das Welcome-Dinner-Team kann sich kaum vor Anfragen von Düsseldorfern retten, die ihre Tür für einen Abend – und vielleicht darüber hinaus – öffnen möchten. Bis Anfang Mai sind bereits alle Termine vermittelt. Das Konzept lief in den ersten Monaten sogar so gut an, dass die Stadt Düsseldorf das Welcome Dinner Team der bundesweiten Initiative Bündnis für Demokratie und Toleranz als Botschafter vorschlagen und „mit diesem Schritt das bisherige Engagement würdigen möchte“.

Gastgeber können sich auf welcome-dinner-duesseldorf.de für die Termine registrieren. Neben dem „Abendbrot“ sind weitere Sonderveranstaltungen wie Kaffeeklatsch oder Frühstück in Planung. Auf der Facebook-Seite werden alle Termine angekündigt.

Die Bilder des Abends gibt es hier…

Text: Tina Husemann
Fotos: Sabrina Weniger
© THE DORF 2016

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