Grieger

Der Andrang war groß, als die Kunstsammlung NRW am 2. Juli dieses Jahres zu der mit großer Freude erwarteten Vernissage lud. Der Düsseldorfer Fotokünstler Andreas Gursky präsentierte einem breiten und neugierigem Publikum alte und neue Werke in der Ausstellung Andreas Gursky – nicht abstrakt. Weniger groß nahm alles seinen Anfang. Wochen zuvor, auf den üblich verwendeten schmalen Fotostreifen, im Hause Grieger. Rund 95 Prozent der später gezeigten Werke entspringen sorgfältiger Handarbeit des Fotokunst-Produzenten aus Düsseldorf. THE DORF trifft Geschäftsführer Markus Hoffmann zu einer Führung durch die heiligen Hallen auf der Färberstraße in Bilk.

Grieger ist ein Familienunternehmen, das seine Wurzeln in Stuttgart hat. Dort nämlich, in einem kleinen Kellerlabor, stieß Namensgeber und Architekturfotograf Karl-Heinz Grieger in den Fünfzigerjahren die Geschichte an, die es im Hier und Heute zu erzählen gibt. Es sollte nicht lange dauern, bis der Blick von Stuttgart auf Düsseldorf fällt. Der starke Fotomarkt, die Werbe- und die Kunstszene in der Stadt sind das Argument, die Filiale auf der Färberstraße die Folge. Seit den Siebzigerjahren gehen an diesem Ort die Rohdateien und Negative ein und die fertigen Produktionen aus. Es sind dabei nicht ausschließlich prächtige Ausstellungsstücke, die ihren Weg in diverse Galerien finden. Ebenso wandern persönliche Lieblingsmotive für die ein oder andere heimische Wand durch die Werkstatt.

Grieger bietet alles andere als Massenproduktion, sondern steht vielmehr für Handwerk, ein hohes Maß an Qualität und Expertise. Und hier ist der Punkt, an dem es gilt, das Image regelmäßig gerade zu rücken. Die Nähe zur Becherschule und das Portfolio großer Namen – mit Wim Wenders oder eben Andreas Gursky seien nur zwei genannt – wirken schnell abschreckend, nicht nur auf Studenten. Ein Mythos von falschen Preisvorstellungen entsteht schnell. Dabei ist Grieger „ein ganz normales Unternehmen, was versucht eine gute Arbeit zu machen“, so Geschäftsführer Markus Hoffmann. „Jeder ist willkommen, der sich mit Fotografie beschäftigt. Ein Meisterwerk bekommt dasselbe Maß an Aufmerksamkeit wie eine Hobby-Arbeit. Der Service wird inmitten dieser Mauern großgeschrieben, persönlicher Kundenkontakt gehegt und gepflegt.“

Apropos Mauern. Der Schaffensprozess in der Kreativschmiede auf der Färberstraße erstreckt sich über ganze drei Etagen und einen anknüpfenden Hinterhof. Ein Blick hinter die Kulissen verrät, dass neben der neuen digitalen Produktion auch die analoge ihre Beachtung findet. In diesem Sinne steht die schummerige Dunkelkammer Liebhabern traditioneller Fototechniken zur Verfügen.

Die Vielzahl der Möglichkeiten zieht sich fort: Neben Reproduktionen und dem Fine-Art-Printing können finale Bildbearbeitungen durchgeführt werden, bevor es schließlich in den Druck geht. Benötigt der Kunde eine Produktionssicherheit in einem engen Zeitfenster? Kein Problem. Eine kleine Nische im hinteren Eckchen markiert den Art Service Bereich. „Für Leute, die montags aus New York kommen und donnerstags wieder mit der Gewissheit nach Hause fliegen möchten, alle Motive abgestimmt und auf den Produktionsweg gebracht zu haben“, erklärt Markus. Fachliches Know-how tritt ins Duett mit Persönlichkeit.

Besonderes Herzstück: Die Stickerwand. Eine doch so simple Idee, die ihren Betrachter verweilen und leicht schmunzeln lässt. Alte Post-its kleben hier an der Wand. Sie kennzeichnen die gerollten Prints aus der Dunkelkammer, die nun per Hand retuschiert werden. Auf ihnen sind die Namen der jeweiligen Künstler zu finden. Dank dem Kölner Künstler Boris Becker hat diese Wand es sogar selbst einmal in eine Ausstellung geschafft. Grieger – nicht nur ein Firmenname, sondern auch selber ein kleines Kunstwerk.

Zur endgültigen Fotoproduktion geht’s in die im Hinterhof gelegene Werkstatt. Dort erstrecken sich auf mehreren hundert Quadratmetern die ganz großen Maschinen. Im Fokus steht das DIASEC® Verfahren, bei dem es sich um eine besondere Form der Acrylglasversiegelung handelt mit einer dauerhaften, schlieren- und blasenfreien Verbindung von Bild-Material mit hochwertigem Acrylglas. Auf bis zu 5 x 2,40 Metern können hier wahre „Monsterwerke“ entstehen. Hauptlizenznehmer dieses Verfahrens ist niemand anderes als Grieger. Abschließend geht es nun noch in den Verpackungsraum, in dem die klassischen Holzkisten auf ihren individuellen Inhalt lauern und bereit sind, ihren sicheren und geschützten Weg anzutreten. Zum Beispiel eben in die Kunstsammlung NRW.

Was gibt es nur bei Euch? Was zeichnet Euch aus? Die Mitarbeiter! Die Technik, die hier steht, kann überall auf der Welt stehen. Hier gibt es Menschen, die 10 bis 20 Jahre mit den Künstlern groß geworden sind. Es gibt hier Personen, die zuhören und verstehen, was ein Künstler möchte. Man nimmt sich Zeit, das ist das allerwichtigste. Hört sich zwar einfach an, ist es aber nicht, da jeder seine eigene Sprache spricht.

Was schätzen Eure Freunde an Euch? Dass wir sie begleiten. Auf persönlicher Ebene durch den Prozess bis zur Zielgerade der Produktion ihrer Arbeiten.

Was sagen Eure Feinde über Euch? Viele behaupten, wir wären zu teuer. Aber es gibt kaum noch echte „Feinde“. Die meisten der ehemaligen Fotofachlabore haben sich aus dem Fotomarkt zurückgezogen und konzentrieren sich auf die Produktion von großformatigen Werbeprodukten.

Was bringt die Zukunft? Das ist relativ schwer zu sagen. Wir hoffen, dass wir die Nische der Kunstproduktion weiterhin sehr gut bedienen können und dass uns auch die Technik dafür weiterhin zur Verfügung steht. Die Anforderungen werden immer schwieriger. Maschinen gibt es, doch wir müssen auch immer dafür sorgen, dass das Material dazu passt. Man muss Materialien einsetzen, die eine starke Langzeitstabilität haben, z.B. säurefrei sind, ohne optische Aufheller und vieles mehr. Die Maschinen gibt es, aber die Materialien sind häufig die Herausforderung.

Eure liebsten Nachbarn? Das Büdchen auf der Ecke! Das ist wichtig, denn es versorgt uns tagtäglich mit Nikotin, Süßigkeiten & Eis.

Vielen Dank!

Interview: David Holtkamp
Text: Vanja Janjic
Fotos: Robin Hartschen
© THE DORF 2016

GRIEGER GMBH & CO. KG

Färberstr. 94
40223 Düsseldorf
*ab September 2021 auf der Goslarer Straße 10 | 40595 Düsseldorf*

Tel: +49 211 – 33 97 – 0

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Öffnungszeiten

Mo – Do 10 – 17 Uhr
Fr 9 – 16 Uhr

Zahlungsmöglichkeiten

Bar / EC-Karte oder im Onlineshop

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