Sandra Christmann

Name: Sandra Christmann
Beruf: Kulturmanagerin 
Gelernter Beruf: Germanistin, Medienwissenschaftlerin

Alter:  49 Jahre
Geburtsort: Essen

­„Es gibt nur zwei Dinge, die immer überleben und die es immer schon gab. Das sind Liebe und Kunst.“

Eigentlich ist Sandra Christmann in der falschen Stadt geboren. Denn die gebürtige Essenerin wusste schon sehr früh, wo sie leben möchte. „Ich bin schon das erste Mal mit 14 Jahren nach Düsseldorf getrampt, um die Toten Hosen im Ratinger Hof zu sehen. Düsseldorf war schon immer meine Wahlheimat.“

Wenn sie nicht gerade von Düsseldorf schwärmt und auf Reisen ist, ist Sandra eine viel beschäftigte Lady. Neben ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin der ArtPartner Relations Gmbh, einer Tochtergesellschaft der Kunstsammlung NRW, engagiert sich die 49-Jährige mit großer Leidenschaft für ein Hilfsprojekt in Kenia. Außerdem schreibt sie an einem Roman, bevorzugt von Paris aus. Ach ja, und wenn sich dann noch Zeit findet, berät sie mit ihrer Consulting Firma Privatsammler und Agenturen im Bereich Kunst.

Aber nun noch einmal von vorne, wie kam es zu all dem? Nach dem Abitur war dann schnell klar, dass es ab nach Düsseldorf geht, zum Studium an die Heinrich-Heine-Universität. Germanistik, Linguistik, Medienwissenschaften und Italienisch waren ihre Fächer. Während ihres Studiums wurde Christmann Mutter. „Meine Tochter Lana wohnt in Köln, ist 24 Jahre alt. Sie kommt nächstes Wochenende zu mir, um mir ihren neuen Freund vorzustellen.“

Kunst begeistert sie immer schon. Während ihres Studiums schreibt sie bereits die PR-Texte für befreundete Künstler. „Ich war immer schon gut im Organisieren und im Netzwerken, das ist mein roter Faden“, sagt Christmann. Einige Jahre ist sie dann European Marketing Managerin für eine große kanadische IT–Firma. Auch hier funktioniert das Netzwerken und Organisieren hervorragend, aber Sandra hat keine Bindung zu dem Produkt IT. Für Kunst interessiert sie sich in diesen Jahren nur privat. Nach einem kleinen Abstecher nach München nimmt sie sich eine kleine Auszeit, geht in sich und überlegt: Was interessiert mich eigentlich wirklich, wofür brenne ich?

Das Ergebnis ist Kunst und Kultur, also bewirbt sie sich bei der Kunstsammlung NRW und wird genommen. Das war 2006, seitdem ist sie die Schnittstelle zwischen Kunst und Wirtschaft. Sie sucht Sponsoren und Partner und gemeinsam mit Ihrem Team Veranstaltungen im K21, K20 und dem Schmela Haus. Und das funktioniert wahrscheinlich auch deshalb so außerordentlich gut, weil Christmann ihren Job lebt und liebt. Aber was ist gute Kunst für sie persönlich? „Aus einem rein privaten Blickwinkel ist gute Kunst die, die mir gefällt. Es geht nicht darum, dass der Künstler erfolgreich ist, es geht nur um Emotion. Beruflich habe ich durch die Auseinandersetzung mit Künstlern gelernt, dass es immer eine persönliche Geschichte hinter dem Kunstwerk gibt. Es geht nicht nur um Handwerk und Idee, es geht auch um die Umsetzung.“

Ihr Düsseldorfer Lieblingskünstler ist Stephan Kaluza. Die beiden kennen sich seit 20 Jahren. Kaluza ist jemand, der Sandra immer wieder überraschen kann, schön crazy ist er. „Ich bekomme dann eine Einladung, weil er was für die Oper gemacht hat. Dann bekomme ich seinen neuen Roman mit einer Widmung. Dann rufe ich ihn an und frage ihn, wo er ist und er sagt: ´Ich bin an meinem Lehrstuhl, du weißt doch, ich unterrichte.` Ich bin oft in seinem Atelier. Er ist ein unglaublich guter Fotograf, für mich ist er aber vor allem ein unglaublich toller Maler.“

Aber natürlich gibt es auch Künstler außerhalb der Düsseldorfer Stadtmauern, die die Marketing-Expertin nicht nur bewundert, sondern die sie auch in ihrem alltäglichen Leben inspirieren. Dazu gehören Francis Bacon, Agnes Martin, Olafur Eliasson und Davide la Rocca. Außerdem liebt sie Picassos Spätwerk. „Kunst gehört für mich zum Leben und sie ist lebenswichtig. Ob es die Ateliers sind, die Künstler sind, die Werke sind. Genreunabhängig: Es ist Musik, es ist Film, es ist Literatur und bildende Kunst.“

Sandra hatte Jobangebote aus Hamburg und Berlin. Die hat sie ablehnt, denn Düsseldorf ist für sie, zumindest in Deutschland, einfach ihre absolute Lieblingsstadt. „Hier sind meine Freunde und mein Netzwerk. Alleine in Oberkassel durch den Kiez zu laufen und an jeder Ecke jemanden zu kennen. Und natürlich die Kunstszene. Neben Berlin ist Düsseldorf für mich die Kunst- und Kulturstadt in Deutschland.“

Trotz der großen Liebe für ihre Stadt zieht es Sandra mindestens einmal im Monat nach Paris und einige Male im Jahr nach Kenia. Denn das sind auch ihre Lieblingsorte. „Paris inspiriert mich, ich liebe dort einfach alles. Wenn ich dahin fliege und jemand rollt mit seinem Koffer über meinen Fuß und entschuldigt sich nicht, finde ich das schon super.“ Eine sehr gute Freundin von ihr lebt in der französischen Hauptstadt. Immer wenn sie diese besucht, schreibt sie dort an ihrem ersten Buch, einem Roman. Mehr wird nicht verraten. Und dann wäre da noch Kenia, denn die Düsseldorferin kann dort nicht nur ihrer Kitesurfing-Leidenschaft frönen, sondern hat drei Stunden entfernt von Mombasa, etwas gefunden, was ihr sehr am Herzen liegt und das sie seitdem mit großem Herzblut unterstützt. Aid Kenya Watoto heißt das Projekt, das sie 2014 mit einem Freund ins Leben gerufen hat.

Genau dieser Freund zeigt ihr bei einem Kitetrip eine Klasse gehörloser Kinder, die unter unwürdigen Bedingungen leben und unterrichtet werden. Unregelmäßige Mahlzeiten und unsauberes Wasser sind an der Tagesordnung. Außerdem haben die teilweise erst sechs Jahre alten Kinder nachts keine Betreuung und schlafen unter undichten Wellblechdächern.

„Für mich ist das eine sehr persönliche Geschichte, die mich einfach menschlich sehr berührt hat. Dann haben wir gesagt, okay, eine Nanny, die nachts auf die Kinder aufpasst, kostet 50 Euro im Monat, die habe ich im Hülsmanns schon mit ein paar Vorspeisen ausgeben. Wir müssen da mehr machen.“ Und da Sandra keine halben Sachen macht, machen sie und besagter Freund dann auch mehr und machten immer weiter.

Mittlerweile haben sie Land geschenkt bekommen, ein Gebäude gebaut und viele Dinge für die Kinder organisiert. Außerdem haben sie die US-Amerikanerin Anna vor Ort, die sich um alles kümmert. Aus Düsseldorf und Umgebung gibt es auch immer mehr ehrenamtliche Helfer. Christmanns Netzwerk- und Organisationstalent zahlt sich auch für das Kenia Projekt aus. Anfang Januar fliegt sie mit zwei Fotografen an den Fuß des Kilimandscharos. Diese kommen mit beeindruckend, authentischen Bildern im Gepäck zurück. Der Düsseldorfer Galerist Rüdiger Voss stellt am 15. Juli seine Galerie für die Ausstellung dieser Bilder zur Verfügung. Der Erlös geht selbstverständlich vollständig in das Projekt Aid Kenya Watoto, um weiterhin dafür zu kämpfen, den gehörlosen Kindern in Kenia eine Perspektive zu bieten.

Es ist dieser unermüdliche Einsatz, wenn sie für etwas brennt, der dafür sorgt, dass die Dinge, die sie anfasst, funktionieren. Nicht umsonst würde Sandra gerne mal einen Wein mit Peggy Guggenheim und Coco Chanel trinken gehen. „Ich bin gar kein Fashion Victim, aber Coco Chanel war eine unglaublich inspirierende und auch feministische Person, die sich mit ihrem Talent einfach durchgekämpft hat. Genauso wie Peggy Guggenheim, ich mag einfach starke Frauen, die ein Ziel haben.“ Sandras Ziel ist es übrigens, irgendwann am Meer zu leben, dort mit einem Laptop zu sitzen und mit Schreiben ihr Geld zu verdienen. Ganz so unwahrscheinlich ist das nicht, denn was sie sich vornimmt, das klappt ja meistens auch.

>> Also nicht vergessen, Samstag 15. Juli Galerie Rüdiger Voss, ab 16 Uhr in der Mühlengasse 3 <<

MORGENS

Guten Morgen – wo trinkst du morgens Deinen Espresso in der Stadt, um wach zu werden? Auf dem Carlsplatz im Kaffeebüdchen und oft im Muggel.

Zum Sonntags-Brunch und ausgedehnten Frühstück trifft man dich… Muggel

Den besten Kaffee gibt es… Bazzar, Carlsplatz, Röstmeister, Carlsons

MITTAGS

Lecker, gesund und frisch lunchen gehst du in Düsseldorf… Laura’s Deli und „Laden Ein“

NACHMITTAGS

Deine Lieblingsroute zum Spazierengehen, Schlendern, Kopf-Frei-Kriegen: Rhein – die linke Sitt

Drei Plätze in Düsseldorf, die du deinen Gästen unbedingt zeigen musst: Tatsächlich das K21! Für mich das schönste Haus am Platze, die Kunstakademie, den Carlsplatz, (dann noch meine liebsten Galerien Voss, Sies&Höke, Pfab, auf jeden Fall die Philara Collection und die Stoschek Collection, die Ratinger, die Loretto, den Barbarossaplatz, NRW Forum, KIT……)

Zum Kaffeeklatsch mit Küchlein & Co. trifft man dich hier: Pure Freude, Bernstein Inbar und Muggel

ABENDS

Wo verbringst du am allerliebsten einen gemütlichen Abend mit Freunden oder der Familie? Zu Hause.

Welches Restaurant repräsentiert für dich am meisten den typisch-charakteristischen Geschmack von Düsseldorf? Hülsmann, Parlin, Nenio

Ein Restaurant, wo du immer mal hinwolltest, aber noch nie warst: Nagaya

Dein absoluter Gastro-Geheimtipp-Lieblings-Spot, den du hier mit allen teilen möchtest? Polis auf der Dominikinanerstraße.

Dein Lieblings-Altbier: Da bin ich raus.

NACHTS

Deine Lieblingsbar oder Dein Lieblingsbartender sind: Robert Potthoff macht den besten Whisky Sour – die Beuys Bar und ich liebe unsere Hotelbars Hyatt, me and all Lounge in der 11. Etage, die Weinlokal Galerie am Karlplatz, die Eiskellerbar

Eine ganz besondere, erinnerungswürdige Nacht in Düsseldorf hast du wo verbracht? Nach einer wirklich sehr exzessiven Party, aus Versehen eingeschlossen im Atelier eines Künstlerehepaares – es war ein weiterer Gast mit mir vergessen worden – es gab eine freistehende Badewanne, somit war klar was zu tun ist: wir haben immer wieder heißes Wasser nachlaufen lassen, weiter Schampus getrunken, uns unser Leben erzählt, megaviel gelacht, kurz mal geknutscht und sind erst am nächsten Mittag befreit worden…

Dance the night away! Getanzt wird hier: Auf Privatparties und 1x im Jahr, wenn es ganz hart kommt: im ÜbRn8.

IMMER

Wo und wann fühlst du dich wie ein „richtiger Düsseldorfer“? Immer! Im Besonderen, wenn ich nach Reisen lande und dem Taxifahrer den Weg erkläre, wenn ich samstags auf dem Carlsplatz einkaufe und wenn ich mit meinen Freunden auf einen(!) Vino vorm Saitta versacke, wenn meine Tochter Lana aus Köln nach Hause kommt, beim Sonnenuntergang auf der Tonhallenterasse, immer wenn ich über die Brücken fahre, Altweiber auf der Ratinger, Heiligabend auf der Ratinger und im Muggel, wenn Julia in der Weinbar ohne Nachfrage meinen Lieblingswein einschenkt…

Was vermisst du an der Stadt, wenn du nicht in Düsseldorf bist? Meine Freunde, meinen Kiez, mein Hinkelbrot, den Rhein, den gemeinen Rheinländer an sich.

Könnte man Düsseldorf essen, schmeckt es nach… Meeresfrüchten und Champagner

Was liebst du am meisten an Düsseldorf? An wirklich jeder Ecke jemanden zu treffen, den man kennt und zu schnacken.

Was hasst du am meisten an Düsseldorf? An wirklich jeder Ecke jemanden zu treffen, den man kennt.

Gibt es Plätze oder Orte in der Stadt, die dich in deinem Job inspirieren? Yepp, zunächst das eigene Haus – das K21 ist mit seinen zeitgenössischen Positionen, den Künstlerräumen, dem Saracenonetz pure Inspirationsquelle – ich liebe es Ausstellungen zu besuchen: NRW Forum, KIT , die privaten Sammlungen – Ateliers und Handwerksstätten finde ich extrem anregend – die Kunst ist sicherlich einer meiner größten Geistesförderer, Düsseldorf ist so reich davon, für mich undiskutierbar die Kulturstadt neben Berlin.

STIL

Wo suchst & findest Du Möbel für Deine Wohnung? Auf Flohmärkten, Lagerverkäufen, Wandel Antik

Deine Top 3 Shopping-Adressen in Düsseldorf? Identita Italiana. Es gibt im Bahnhofsviertel einen sehr sehr kleinen Vintageladen, ich weiß nicht wie er heisst, ich habe dort kürzlich eine sehr coole Clutch erstanden, ich mag Prego und wer es hat, mein favourite Label: Missoni.

Gibt es (einen) Düsseldorfer Designer oder Künstler, den du besonders schätzt und wenn ja, warum? Stephan Kaluza, für mich ein Künstler, der in jeder Pore voller Schaffensdrang und Kreativität gespeist ist, der Genreungebunden brilliert und mich immer wieder überrascht.

Der beste Ort, um Leute zu beobachten? Olio, Barbarossaplatz, Tonhallenterasse, Carlsplatz

Nach welchen Regeln stylst du dich? Eher understatement – not to much, i like black, meine absoluten Favorites: meine schwarze Lederjacke, mein schwarzer Tüllrock, Ankle Boots, mein Missonischal – absolutes no go: Ballerinas, Leggings, Haarextensions.

Beschreibe den typischen Düsseldorfer-Stil in drei Worten: Nichts dem Zufall überlassen, ein bisschen chichi, aber auch lässig.

ALLGEMEIN

Was ist dein Lieblingsessen? Pasta und Fisch ……..und m&m‘s.

Wo oder wobei kannst du am besten entspannen? Kiten, Kiten, Kiten, Yoga, Yoga und beim Wein trinken.

Dein Lieblingsreiseziel ist? Kenia

Welches Buch liegt aktuell auf dem Nachttisch? Francois Truffoult, Interview mit Hitchcock, Le style ce moi, Katharina Zilkowski und die Memoiren von Peggy Guggenheim.

Welchen Kinofilm hast du zuletzt gesehen? A bigger Splash – Luca Guadagnino

Dein All-Time-Favorite-Movie? Wild at Heart – David Lynch und Kill Bill – Tarantino

Aktuell läuft auf deiner Playlist/deinem Plattenspieler? Ehrlich: Ed Sheeron – Shape of you

Dein All-Time-Favorite-Song? Carly Simon „You’re so Vain“ und „Creep“ von Radiohead

Für welchen Verein schlägt dein Herz? FORTUNA!

Vielen Dank!

Interview: Tina Husemann, Text: Britt Lörcks
Fotos: Melanie Zanin
© THE DORF 2017

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